Unter diesem mehrdeutigen Titel erschien jetzt ein Buch in deutscher Übersetzung, das bereits 2006 in den USA (Originaltitel: Just love) für Aufregung sorgte.
Es handelt sich um eine neue christliche Sexualmoral und war Stein des Anstoßes für die röm.-katholische Kirche. Denn die Autorin, Margaret A. Farley, immerhin emeritierte Professorin für Sozialethik an der Yale Universität ist Mitglied des katholischen Ordens der Barmherzigen Schwestern. Sie löste mit dem Werk viel Verwirrung und Ärger aus, so dass das deutsche Buch mit dem Spruch „Vor diesem Buch warnt der Vatikan“ beworben wird.
Es werden klassische Themen aufgegriffen, die schon seit langem immer wieder zu Widerspruch und heißen Debatten, aber auch zu einem strikten Beharren an alten Konzepten und Auslegungen führen: Wiederheirat Geschiedener, Selbstbefriedigung, Verhütung, Homosexualität, Zölibat.
Der Vatikan reagierte auf das Buch, setze einen Prüfungsausschuss ein und die Glaubenskongregation warnte vor dem Werk als einer großen Gefahr. Unmittelbar nach der Erscheinung des deutschen Übersetzung berichtete die ARD am 3. August 2014 in ttt (Titel, Thesen, Temperamente“) davon.
Etwas älter (1986), aber nicht weniger revolutionär war das Buch des inzwischen verstorbenen katholischen Moraltheologen Herbert Haag (zusammen mit Katharina Elliger): „Stört nicht die Liebe. Die Diskriminierung der Sexualität – ein Verrat an der Bibel.“ Es ist nur noch antiquarisch zu bekommen, aber diese Anschaffung lohnt sich (gebraucht z.T. unter einem Euro).
Immer wieder geht es um die Kluft zwischen Theorie und Praxis, um den Unterschied zwischen gelebter Sexualität und kirchlich vorgeschriebener Sexualität. Die Kirche (steht hier pauschal für alle christlichen Glaubensgemeinschaften) hat den Menschen seit Jahrhunderten immer wieder Vorschriften beim Ausleben ihrer Sexualität gemacht und z. T. wurden drastische Strafen bei Zuwiderhandlungen angedroht. Begründet wurde dies regelmäßig mit der Deutungshoheit, dem wahren Verständnis in der Auslegung der Heiligen Schrift. Fatal in Zeiten, in denen ein durchschnittliches Kirchenmitglied noch nicht einmal eine Bibel zur Verfügung hatte …
Sex wurde verdammt. Alles, was mit Lust zu tun hatte, war suspekt und stand der Sünde verdächtig nahe. Das galt vor allem für Sexualität, die nur anständig war, wenn sie der Fortpflanzung diente. Verdammter Sex! Menschen, denen die kirchliche Moral egal ist, sprechen dagegen von „verdammt gutem Sex“.
Vor einigen Jahren machte ich selbst ein intensiveres Studium zum Thema: Was sagt die Bibel über Sexualität? Ohne hier auf Details eingehen zu können, kann ich doch eindeutig sagen, dass es keine homogene Sexualmoral in der Bibel gibt. Moralvorstellungen der Menschen, aber auch die göttlichen Vorschriften haben sich immer wieder gewandelt. Insofern haben sich m.E. die Kirchen immer wieder an Generationen von Menschen versündigt, wenn sie diesen ihre Vorstellungen von Moral aufgezwungen haben und bestimmte Verhaltensweisen als Sünde abgetan haben. Wie vielen wurde zu Unrecht ein schlechtes Gewissen erzeugt! Ungerechtfertigt! Mit einseitiger Auslegung und Interpretation oder durch Weglassung von Bibeltexten, wenn diese nicht zum gewünschten Ergebnis führen.
Was aber wie ein roter Faden in der Bibel zu finden ist: Trage Verantwortung für Dein Tun! Frage Dich: Dient Dein Handeln dem Leben und der Liebe? Dies ist letztlich die Quintessenz der biblischen Moral. Es bleibt eine persönliche Gewissensentscheidung. Was darüber hinausgeht, ist unnötig und eine Beschneidung der persönlichen Freiheit.
Verdammter Sex? Wie klingt als Gegensatz dazu der Sponti-Spruch: „Sex ist nur schmutzig, wenn er gut gemacht ist!“?