Wenn jemand untertaucht, assoziiert man, dass er sich unsichtbar machen will und für fast niemanden auffindbar. Ein immer wieder beliebtes Thema bei Krimis.
Untertauchen ist wie Versteck spielen, man zieht sich zurück – aus welchem Motiv heraus auch immer – und ist auf sich allein angewiesen.
Wenn jemand abtaucht, denkt man an eine Person, die sich zurück zieht, in den Untergrund geht oder sich dem normalen Alltag entzieht.
Und wenn jemand eintaucht, geht man davon aus, dass die Person sich ganz und gar in etwas hinein begibt, in einem Element aufgeht und zu einem Teil des Ganzen wird.
Allen drei Begriffen gemeinsam ist das Tauchen. Und tatsächlich: Tauchen enthält irgendwie etwas von allen Begriffen. Wir durften im September diese Erfahrung in unserem ersten Tauchurlaub sammeln.
Beim Tauchen ist man, obwohl man als Gruppe das Boot verlässt und immer mit einem Buddy, dem Tauchpartner, unterwegs ist, doch stark auf sich allein angewiesen. Man trägt die Verantwortung für sein Leben in einer dem Menschen ungewohnten und lebensfeindlichen Umgebung. Schließlich sind wir ohne Kiemen auf die Welt gekommen. Immer wieder heißt es, sich zu orientieren, den Druck der Pressluftflasche zu kontrollieren und die Tiefe sowie die verstrichene Zeit im Auge zu behalten. Darüber hinaus trägt man auch eine Mitverantwortung für den Tauchpartner: ihn und sein Verhalten gilt es nicht aus den Augen zu verlieren.
Gleichzeitig begibt man sich ins Wasser, genauer unter Wasser, einem Element, welches faszinierend aber auch gefährlich sein kann. Anders als beim Schwimmen wird man in der Tiefe mit dem Wasser „eins“, wird Teil des Meeres.
Beim Tauchen macht man sich für die alltägliche Welt unsichtbar, entzieht sich ihr. Für ca. eine Stunde begibt man sich in ein „Versteck“, in welchem der Alltag keinen Zugriff auf einen hat. Man taucht ab, lässt Sorgen und Nöte hinter sich, genauer über sich und lässt sich vereinnahmen von faszinierenden Motiven: Korallen und Fischen in allen Farben und Formen. Die eigene Schwerelosigkeit weit unter der Wasseroberfläche, das Blau des Meeres, das einen Farbverlauf – abhängig von der Tiefe – von zartem, hellem Blau bis hin zu schwerem, dunklem Blau bzw. Schwarz annimmt.
Dieser Zustand hat etwas von einer Trance. Die Herkunft des Begriffes aus dem lateinischen („transire“) macht deutlich, dass es um ein Hinübergleiten in einen anderen Zustand, ein Überschreiten einer Grenze geht. In der Trance ist diese Grenze nicht immer so deutlich wie der Übergang von der Atmosphäre zum Wasser. Aber der Unterschied ist spür- und erlebbar. Während der Trance schwebt man nicht im „Nirvana“, sondern hat einen höchst konzentrierten Bewusstseinszustand erreicht. Diese Fokussierung auf eine Sache lässt alles andere in den Hintergrund treten. Empfindungen, Gedanken und Emotionen werden sozusagen zu einem Konzentrat gebündelt.
Tauchen ermöglicht solch ein Erleben und ist schon deshalb sehr zu empfehlen. Es hilft abzuschalten und aufzutanken.
Schön, wenn man dieses Abtauchen und Eintauchen auch ohne Wasser, Neoprenanzug und Pressluftflasche hinbekommt, durch Phantasiereisen und Tagträume sich immer wieder einmal eine Auszeit gönnt, die uns in eine andere Welt entführt, in die wir kurzzeitig untertauchen können. Das ist erholsam für die Seele.
Wo, wann und wie tauchst Du ab?
© Fotos und Text: M. Dauenhauer