Als ich über dieses Zitat von Ibsen stolperte, habe ich mich gefreut. In dieser Definition wird der Irrtum zu einem selbstverständlichen Teil von Entwicklung. Das nimmt Druck und baut Stress ab. Ich muss nicht fehlerfrei sein. Ich muss in allen Überlegungen, bevor ich mich für (oder gegen) irgendetwas entscheide, nicht total sicher sein. Ich kenne viele Menschen, die sich selbst blockieren aus Angst vor Fehlern. Aber hier darf der Irrtum, der Fehler vorkommen. Er gehört ganz selbstverständlich zur Entwicklung dazu. Ich lerne durch Fehler und das nicht nur in jungen Jahren, sondern auch als Mensch mit mehreren Jahrzehnten Lebenserfahrung.
Wenn ich heute zurück blicke, hat sich einiges in meinem Leben verändert. Einstellungen zum Beispiel. Dinge, die ich in jungen Jahren für gut und richtig hielt, sehe ich heute anders. Manchmal bin ich weiter geworden, manchmal vielleicht ganz anders. Aber deswegen ist das, was ich früher gedacht und entschieden habe, ja nicht falsch, weil ich es heute anders sehe (und heute ggf. auch anders machen würde, wenn ich wieder in eine sehr ähnliche Situation käme). Was ich in meinem Leben getan habe, habe ich immer mit dem Wissen und den Kenntnissen getan, die ich jeweils hatte.
In gewisser Weise habe ich es jeweils auf die beste Art, die mir damals möglich war, getan. Später kamen weitere Erfahrungen, neue Kenntnisse, andere Blickwinkel hinzu, die die Dinge von früher in einem anderen Licht erscheinen lassen. Aber deswegen sind diese Dinge nicht falsch. Ich habe mich weiter entwickelt und da gehörten manchmal auch Irrtümer dazu.
Dies heute als Entwicklung in ihrer Ganzheit – mit Rückschlägen, Fehlern und Irrtümern – zu sehen, macht mir die Rückschau leichter. Ich darf mit mir selbst gnädig sein, auch und gerade im Hinblick auf Irrtümer. Die sind nur schlimm, wenn wir drin verharren. Wenn wir sie erkennen, sind sie gute Chancen für uns, etwas anders zu machen. Und wenn wir sie im Rückblick auf unser Leben entdecken, zeigen sie uns, wie wir uns weiter entwickelt haben, weil wir diese Dinge eben jetzt anders sehen und/oder anders machen würden.
Autor: Ulrike Dauenhauer Praxis Doppelpunkt
Einsicht! wunderbar!