Gedanken zuschauen

Der Geist gleicht einer Mauer, an der wechselnde Gedanken vorüberziehen. (Hildegard von Bingen) - www.doppelpunkt-praxis.de

Ich hatte jetzt zwei freie Tage, war unterwegs und habe das genossen. Draußen, Grün, Wasser. Das ist für mich immer eine gute Kombination. Vor eine Mauer saß ich nicht. Eher schaute ich auf Wasser und Grün. Aber ich spürte dieses Vorüberziehen der Gedanken.

Genau das ist es, was ich an solchen Auszeiten so liebe und so erholsam finde. Da ist die Gelegenheit, diesem Vorüberziehen der Gedanken zuzuschauen. Nicht jeden festhalten. Aber bisweilen staunen über die Gedanken, die da so kommen. Ich erlebe da nicht unbedingt eine Logik dahinter. Zunächst kommen Gedanken einfach. Durcheinander. Wirr. Scheinbar zusammenhanglos. Und in der Natur gelingt es mir, dieses Durcheinander zuzulassen. Da kann ich leichter zuschauen und muss nicht gleich Ordnung in mein Denken bringen und womöglich auch noch werten. Das entspannt mich, entlastet mich. Wenn ich da so sitze und aufs Wasser schaue, erlebe ich zunächst meistens wenig bis gar nichts. Dann kommt das Gedankenchaos, als würde mein Geist etwas loswerden wollen. Er sprudelt vor sich hin. Da nur zuzuschauen, musste ich erst lernen. Geholfen hat mir, dass ich beruflich viel zuhöre und dabei möglichst nicht werte. Also habe ich mich bemüht, meinem Geist erstmal mit derselben Haltung zu begegnen. Und dabei machte ich die erstaunliche Erfahrung, dass er mit der Zeit ruhiger wurde. Das anfängliche Chaos beruhigte sich selbst. Das wiederum erleichterte es mir, meine nicht-wertende Haltung zu bewahren und so zu trainieren. Es wurde immer einfacher, nur zuzuhören oder eben – wie in dem Bild – zuzuschauen, wie die Gedanken vorüberziehen. Nicht jeder ist wichtig. Nicht jeder muss unbedingt mitgeteilt werden. Und der Geist findet von selbst zur Ruhe, wenn ich ihn nur lasse.

Diese Erfahrung mit mir und meinem Geist wiederum erleichtert mir das Zuhören im Alltag. Ich habe gelernt, dass ich nicht für alles gleich eine Lösung finden muss. Ich kann zuhören und Raum geben und versuchen, werfrei zu warten, was sich entwickelt. Und siehe da, bisweilen entstehen da Lösungen, die ich gar nicht gedacht habe.

Vielleicht mag der eine oder andere das mal für sich selbst ausprobieren. Und wer damit Mühe hat, kann gern bei mir konkret nachfragen. Ich helfe gern dabei, zu dieser selbstberuhigenden und damit wertschätzenden inneren Haltung zu finden.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

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