Immer wieder höre ich, dass Menschen ihr Leben ändern wollen. Meistens meinen sie damit gar nicht ihr ganzes Leben, sondern in der Regel nur einen Teilbereich. So wollen sie ihr Essverhalten ändern oder mit dem Rauchen aufhören oder sich nicht mehr so aufregen. Bisweilen ist der Bereich, den ein Mensch ändern möchte, dann aber doch gefühlt so groß und bedeutsam, dass es sich anfühlt, als würde er oder sie das ganze Leben verändern. Und dann ist es natürlich so, dass eine Veränderung in einem Teilbereich nicht ohne Nebenwirkungen bleibt, also dass dies auf das ganze Leben seine Auswirkungen hat, die meistens auch andere Menschen – Verwandte und Freunde oder Kollegen – bemerken.
Es ist ja doch so, dass uns das Leben tagtäglich verändert. Wir wachsen, altern, machen Erfahrungen, lernen und so weiter. Wir verändern uns und erleben das als völlige Normalität. Gleichzeitig können Veränderungen – bevorstehende wie bereits eingetretene – große Ängste in Menschen auslösen. In diesen Momenten scheint es so, als wünschten diese Menschen sich, dass sich nichts in ihrem Leben verändern solle. Auch Entwicklungen, die eigentlich ganz selbstverständlich in ein Leben gehören – wie z.B. ein Wohnortwechsel – werden dann mit größten Ängsten erwartet.
Die Nicht-Veränderung ist Starre, also wenig lebendig. Leben ist Fluss in allem und damit permanente Veränderung. Vielleicht wird es leichter, sich auf das Ändern im Leben einzulassen und es zum Zentrum zu machen, wenn man sich klar macht, dass es ja ohnehin ständig mit mir passiert, ohne dass ich es bewusst intendiere. Ich ändere mich, ohne dass ich bewusst etwas dazu tue. Das beweist in meinen Augen, dass ich für Veränderung in meinem Leben eine sehr hohe Kompetenz habe. Wenn mir das öfter deutlich vor Augen ist, dann sind hoffentlich auch die anderen Veränderungen weniger bedrohlich, dann wird das Ändern womöglich sogar zu einer großen Ressource, aus der ich schöpfen kann.
Der Spruch im Bild ist einem Zitat Rilkes nachempfunden.
Autor: Ulrike Dauenhauer