Uromas Weisheiten

Vom Geben ist noch niemand arm geworden. (Marie Weichert)

Meine Urgroßmutter war Jahrgang 1898. Sie verstarb als ich 16 Jahre alt war. So hatte ich das große Glück, diese Frau noch ganz bewusst zu erleben und von ihrer Lebenssicht und -weisheit etwas mit zu bekommen.
Marie Weichert hat zwei Weltkriege miterlebt und kannte die Schrecken und Ängste dieser Jahre. Sie hatte Verluste erlebt, sowohl was Menschen anging als auch Besitz.
Wer im Krieg so ziemlich alles verloren hatte, war wirklich arm dran. Dennoch war meine Urgroßmutter immer freigiebig und großzügig im Helfen. Wo Not war, wurde gegeben. Dazu brauchte meine Oma keine großen Belege, ihr reichten ihre Augen und Ohren.

Diese Haltung hat sie an meine Mutter weitergegeben, die dies bis ins hohe Alter auch so gelebt hat. So wurde es mir also von zwei Frauen meiner Familie vorgelebt. Dafür bin ich sehr dankbar und möchte beide Frauen hier ausdrücklich würdigen für ihre Lebensart, Offenheit, Herzlichkeit und Großzügigkeit.

Ich bin schon viel im Leben beschenkt worden. Und es waren durchaus nicht immer die, die viel hatten, die mir was geschenkt haben. Oftmals waren Menschen sehr großzügig, die gar nicht so viel hatten. Es geht auch nicht um die Menge dessen, was man gibt. Es geht um die Geisteshaltung dabei. Und da haben mir in unserem Land aktuell zu viele Menschen zu viel Angst, dass für sie nicht genug da sein könnte, wenn andere etwas bekommen. Das macht mich traurig. Ich wünsche mir Menschen, die gern geben – sei es ein Lächeln, Geld oder Zeit. Ich wünsche mir Menschen, die von Herzen geben und nicht mit Berechnung. Ich wünsche mir Menschen, die geben, ohne anderen damit ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich wünsche mir schlicht mehr Gegenseitigkeit. Die fängt aber beim Einzelnen an. Deswegen:

Vom Geben ist noch niemand arm geworden! Macht alle mit, und wir werden alle reicher.

Copyright: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Jeder Augenblick ein Geschenk

Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ein Geheimnis und jeder Augenblick ein Geschenk. (Ina Deter) - www.doppelpunkt-praxis.de

Ist das nicht eigentlich ein banaler Spruch? Könnte man meinen. Aber für mich hat er etwas Besonderes; und zwar am Schluss. Das letzte Wort ist für mich das Wichtigste an diesem Satz. Wie kann ein Augenblick ein Geschenk sein? Es kommt doch ein Augenblick nach dem nächsten, ohne dass ich etwas dazu tue oder meistens auch ohne, dass etwas Besonderes geschieht. Warum also sollte jeder Augenblick ein Geschenk sein?

Für mich liegt in diesem Wort sehr viel. Natürlich gibt es Geschenke, die ich quasi erwarte. Viele Menschen erwarten, dass sie an Weihnachten oder zum Geburtstag irgendwas geschenkt bekommen. Ganz besonders sind für mich aber die Geschenke, mit denen ich nicht gerechnet habe, entweder zu diesem Zeitpunkt oder in der Art des Geschenkes. Sowas schafft für mich immer ganz besondere Überraschungen. Und wenn mir in diesem Satz gesagt wird, dass jeder Augenblick ein Geschenk ist, lenkt er meinen Blick weg von der Selbstverständlichkeit, mit der sich ein Augenblick ereignet hin zur Einmaligkeit des Moments und noch darüber hinaus. Ein Geschenk will gewürdigt sein. Da hat sich schließlich jemand Gedanken gemacht, wie er uns eine Freude machen könnte. Bei mir löst das Dankbarkeit aus. Und dann Neugier, was genau hat sich der Schenkende gedacht, als er sich für dieses Geschenk für mich entschied und was kann ich mit dem Geschenk machen. Wann und wie will ich es wie gebrauchen oder genießen? Insofern hat ein Geschenk für mich immer auch einen hohen Aufforderungscharakter. Mit dem Geschenk beginnt für mich die Aufgabe, es zu gestalten, ihm seinen eigentlichen Sinn zu verleihen. Darin liegt natürlich auch Verantwortung, die ich übernehme, wenn ich das Geschenk annehme.

Und was heißt das jetzt für den Augenblick? Ich habe Macht, den Augenblick – JETZT – zu gestalten, mich an ihm zu freuen, ihn zu nutzen und damit zu verwandeln. Ich kann ihn dankbar annehmen und eine innere Haltung zu ihm finden, die mich reich macht, weil ich ja so viele Geschenke bekomme.

Autor: Ulrike Dauenhauer

Die innere Haltung

Engel können fliegen, weil sie sich selbst nicht so schwer nehmen. (aus Schottland) - www.doppelpunkt-praxis.de

Engel können fliegen, weil sie sich selbst nicht so schwer nehmen. (aus Schottland)

Über diesen Satz bin ich dieser Tage gestolpert, und er hat mich angesprochen. Ich begann zu überlegen, was mich genau daran angesprochen hat. Zum einen war es die Tatsache, dass zunächst einmal davon ausgegangen wird, dass es Engel gibt. Laut einer Umfrage von Forsa glauben 66% der Deutschen an Engel, während nur 64% an einen Gott glauben. Dann ist für den Sprecher des Satzes ganz offenbar klar, dass Engel fliegen können. Wer an Engel glaubt, wird vermutlich auch das bejahen. Irgendwie gehört das ja ganz klassisch ins Bild der Engel. Wozu sonst hätte ein Engel denn Flügel? Und schließlich werden Engel in aller Regel mit Flügeln abgebildet. Woran sonst würde man denn erkennen, dass dies ein Engel sein soll?
Aber nun die Erklärung, WARUM Engel fliegen können. Die gefällt mir, denn sie ist so gar nicht physikalisch. Es wird hier den Engeln unterstellt, dass ihr Flugvermögen etwas mit ihrer inneren Haltung zu tun hat. Das hat mir imponiert. Es hat mir vor allem deswegen imponiert, weil es die einzige Erklärung ist, die hier gegeben wird. Es scheint also, dass die innere Haltung die ganze Kunst daran ist. Toll!

Meine eigene innere Haltung kann ich beeinflussen. Hier ist eine zentrale Schaltstelle meiner Macht über mein Leben. Ich habe es in der Hand, was ich wie schwer oder leicht nehmen möchte.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Unerfüllte Wünsche

Es gibt ein erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche. (Dietrich Bonhoeffer) - www.doppelpunkt-praxis.de

Eins gleich mal vorweg: Ich träume auch und habe Wünsche. Wünsche und Träume sind durchaus gute Dinge. Dennoch haben sie manchmal auch so ihre Tücken. Um die soll es mir heute gehen:

Viele Menschen glauben, dass sie glücklich werden, wenn sie gewisse Dinge erreichen oder sich bestimmte Dinge um sie herum verändern. Bisweilen wird dann auch viel Kraft da hinein gesteckt. Es wird viel daran gearbeitet – an der Figur oder um genügend Geld zu erwirtschaften – oder gehofft, dass andere dazu etwas beitragen. „Wenn dies und das geschieht, dann wird es mir gut gehen, dann werde ich glücklich“, lauten die Sätze, die ich dann oft höre.
Ich finde es gut, wenn Menschen Ziele und Visionen haben. Problematisch wird es in meinen Augen, wenn von der Erfüllung solcher Wünsche mehr oder minder das ganze Lebensglück abhängig gemacht wird. Warum das meines Erachtens problematisch ist: Wenn der Wunsch nicht zu 100% erfüllt werden kann, folgt bei manchen Menschen eine tiefe Depression. Das Glück, die eigene Zufriedenheit wird im Außen gesucht. Zufriedenheit ist aber etwas, was ich in mir finden muss und nur dort finden kann.
Solange sich ein Mensch ablehnt, weil er IN SEINEN AUGEN bestimmten Kriterien nicht genügt, solange jemand SICH SELBST für irgendetwas abwertet, wird ihn das erreichte Teilziel nicht mit Stolz erfüllen und zufrieden machen. So werden dann Teilerfüllungen von Wünschen als Nicht-Erfüllung erlebt und führen geradewegs wieder in Frustration und Trauer.
Solange ich Erfüllung und Zufriedenheit im Außen suche, werde ich im Innen nicht wirklich glücklich werden. Es lohnt sich, die Suche nach innen zu verlagern und die Schätze im eigenen ICH zu heben. Für mich ist es jedes mal bewegend, wenn jemand seine eigenen schönen, liebenswerten Seiten entdeckt. Ich begleite sehr gern Menschen auf dieser Entdecker-Tour ins Ich.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

MEIN GLOBUS

Globus Eine Welt One World

Bei einem Spaziergang durch die Tübinger Altstadt habe ich in einem Schaufenster das obige Bildmotiv entdeckt. Fünf Globen hängen von der Decke, von innen beleuchtet und gegen den dunklen Hintergrund scheinen sie im All zu schweben.
Die kugelförmige Darstellung des Planeten Erde ist nicht neu, so mancher Schüler hatte ein drehbares Modell auf seinem Schreibtisch stehen. Der erste Globus wurde wahrscheinlich um 150 v.Chr. konstruiert. Mit dem Zugriff auf google earth scheint dies nicht mehr zeitgemäß.

Dennoch sind die dreidimensionalen Abbildungen unseres Heimatplaneten immer wieder faszinierend, u.a. weil die Größen der Länder maßstabsgetreu abgebildet werden und nicht wie bei Kartenmaterial einer Verzerrung unterliegen.
Der vermutlich größte Globus steht in New York im Stadtteil Queens. Er soll die Anwohner daran erinnern, dass ihre Nachbarn aus allen Teilen der Welt stammen. Das finde ich bemerkenswert, denn die USA als Ganzes, und New York speziell gelten ja als Schmelztiegel der verschiedenen Völker.

Das Foto mit Globen könnte die Assoziation auslösen, wir hätten mehrere Globen zur Verfügung. Und manchmal leben wir auch so, als gäbe es Reserve-Erden. Unser Umgang mit der Natur, mit den Ressourcen und der Umwelt ist oftmals gedankenlos oder von der Mentalität „Nach uns die Sintflut“ geprägt.

Der Theologe Martin Niemöller hat bereits 1964 seine Reden unter dem Titel „Eine Welt oder keine Welt“ veröffentlicht. Darin mahnt er die wechselseitige und gemeinsame Verantwortung der Völker und ihre Solidarität an. Es geht nur miteinander. Der Alltag und die Nachrichtenlage offenbaren, dass die Menschen auch Jahrzehnte später noch nicht so miteinander umgehen.

Eine Unterteilung der Welt in 1. Welt, 2. Welt und 3. Welt ist künstlich. Die „Eine-Welt“-Bewegung versucht dem das Bewusstsein entgegen zu setzen, dass unsere Welt einzigartig ist. Globalisierung und Vernetzung sind moderne Begriffe, aber noch immer scheinen nicht alle Politiker ihre Entscheidungen danach auszurichten.
Es bleibt viel zu tun – es bleibt nicht mehr viel Zeit. Ein Globus kann helfen, umzudenken!

© Matthias Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Die Welt verändern

Wenn ich mich verändere, verändere ich die Welt. (Gloria Anzuldua) - www.doppelpunkt-praxis.de

Es gibt ja so einiges in dieser Welt, woran man sich stören kann. Umweltverschmutzung, Politik, Bedingungen in unserer Gesellschaft und vieles mehr.

Ich höre zu oft, dass „die da oben“ dies und das anders machen müssten. Das ist im Prinzip sicher auch oft gar nicht falsch. Aber „wir hier unten“ haben auch eine große Macht, wenn nicht sogar die viel größere. Wir können viel verändern, wenn wir uns aus der Komfortzone heraus wagen und beginnen, in unserem Leben, in unserem Alltag, in unserem persönlichen Umfeld etwas zu verändern. Das darf ja zunächst ganz klein sein. Ob es sich um Müllvermeidung handelt oder um einen sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen, um Produkte, die wir kaufen – oder eben meiden – oder um noch ganz andere Dinge, kann jeder für sich entscheiden. Wichtig ist, dass wir wieder unsere eigene Verantwortung wahrnehmen und nicht permanent versuchen, diese abzugeben an Politiker oder Konzerne, an Ärzte oder Lehrer oder sonst wen. Wir haben jede Menge Möglichkeiten, gerade in unserem Land. Bewusst leben und entscheiden, Verantwortung für sich und sein Handeln übernehmen, Vorbild sein und andere mitreißen in diesem Tun, etwas für andere tun, sich engagieren, das sind nur einige der Möglichkeiten, die wir hier haben.

Ich wünsche mir Menschen, die weniger jammern und dafür mit überlegen, was wir tun können, damit es uns allen gut geht und wir alle von dem Reichtum, den wir in Deutschland haben, profitieren.

Wer beginnt, sich für die Gemeinschaft oder für einzelne einzusetzen, merkt oft, wie gut ihm das selbst tut. Es ist also eine effektive Form der Selbsthilfe, wenn ich beginne, mich zu engagieren. Das stiftet Sinn im eigenen Leben, bringt Kontakte und Wertschätzung, bildet Gemeinschaft und bindet somit ein und schützt vor Einsamkeit. Das stärkt das Immunsystem und gibt der Seele Aufschwung.

Das Bild ist ein Geschenk an die Praxis. Da hat sich jemand für uns eingesetzt, seine Zeit und Möglichkeiten aufgewendet für uns. Wie schön. An dieser Stelle nochmals danke dafür.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Füße und Zunge

Es stolpern mehr Menschen über ihre Zunge als über ihre Füße. (aus Tunesien) - www.doppelpunkt-praxis.de

Diesen Beitrag will ich gar nicht auf Politiker gemünzt verstanden wissen. Vielmehr geht es für mich darum, selbst mit meinen Worten sorgsam umzugehen. Dabei ist es völlig egal, wo ich diese Worte verwende, ob im persönlichen Kontakt, über einen Kurznachrichtendienst oder im Internet. Worte haben eine enorme Macht.
Manches, was unbedacht gesagt worden ist, wirkt noch über Jahre im Hörer nach.

Gern beschweren sich Menschen darüber, dass andere unachtsam waren in dem, was sie sagten. Umso wichtiger scheint es mir, dass wir unsere Sprache, unsere Worte immer wieder auf den Prüfstand holen. Möchte ich etwas selbst so gesagt bekommen? Wenn ich es selbst so für mich annehmen und gut finden kann, darf ich es anderen sagen. Andernfalls ist Selbstkorrektur, Rückbesinnung, Abstand und Nachdenken angesagt, ehe man das Wort erhebt.

Autor: Ulrike Dauenhauer Praxis Doppelpunkt

Brandnacht in Darmstadt

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9/11 Elfter September 1944

Kürzlich war ich zum Klassentreffen in Darmstadt: 40 Jahre Abi. Daran erkennt man, dass man älter wird. Oder auch daran, dass man sich seine ehemaligen Klassenkameraden genauer anschaut. Bei sich selbst merkt man den Alterungsprozess nicht so sehr.

Einer unserer ehemaligen Lehrer hatte für uns eine bilinguale Führung durch Darmstadt vorbereitet: deutsch und hessisch. Viele unserer Klassenkameraden stammten nicht aus Darmstadt, sondern kamen aus allen Teilen der damaligen Bundesrepublik. Der Besuch der Internatsschule am Rande eines Vorortes trug nicht dazu bei, die ehemalige Residenzstadt näher kennen zu lernen. So war diese geführte Tour Jahrzehnte später informativ, humorvoll und nachdenklich zugleich.

Die meisten von uns wussten z.B. nicht, dass Darmstadt ein 9/11 erlebt hat. Es war die Brandnacht vom 11. auf den 12. September 1944. Ein Geschwader der Britischen Air Force legte 5 Minuten vor Mitternacht mit 234 Bombern die Stadt in Schutt und Asche. 99% der Innenstadt wurde dabei zerstört – sprichwörtlich ruiniert.
Nicht nur nach heutigen Maßstäben war dies ein Akt der Grausamkeit an der Zivilbevölkerung und somit ein Kriegsverbrechen. Etwa 11.500 Menschen sollen allein in dieser Nacht den Tod gefunden haben. Jedes fünfte Opfer war ein Kind!

Ähnlich wie bei der berühmten Gedächtniskirche in Berlin stehen die Reste einer Kapelle als Mahnmal an das damalige Geschehen. Jährlich gedenkt man in einer kleinen Prozession dieses schrecklichen Ereignisses.
Eine Bronzestatue zeigt einen gebeugten, vor Schmerz verzerrten Körper, der in die Knie geht. Davor ist im Boden ein Spruch eingelassen, den Karl Krolow, ein deutscher Schriftsteller, der 1999 in Darmstadt verstarb, formuliert hat:

In Deutschlands dunkelster Zeit
gekrümmt von der Macht und im Leid
Ohne Hoffnung doch hoffnungsbereit
Für den Frieden in unserer Zeit.

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Dass Gewalt zu Gewalt führt, zeigt die Geschichte mannigfach. Aber die Geschichte lehrt uns auch, dass der Mensch aus der Geschichte nicht lernt. Auch heute noch lassen die Mächte in Ost und West ihre Muskeln spielen, halten Manöver ab, im Glauben, damit den vermeintlichen Gegner einschüchtern zu können. In Nord und Süd gibt es Machthaber, die bereit sind, ihre Macht auszuspielen: Intoleranz, Unterdrückung, Folter, Todesstrafe. Aber davor steht die Gewaltbereitschaft, die Bereitschaft, mit Gewalt politische und persönliche Interessen durchzusetzen, notfalls auch prophylaktisch.

Der aufstrebende Nationalismus in Europa und anderswo sind Vorboten einer Zukunft, die wieder wie damals schon Wind sät. Ich hoffe, die Ernte nicht mehr miterleben zu müssen.

© Matthias Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Stille

Die größte Offenbarung ist die Stille. (Laotse) - www.doppelpunkt-praxis.de

Vor Jahren entdeckte ich erstmals eine Stille, die mir bis dahin fremd war. Ich war in Polen, ganz im Osten, inmitten der Natur, die dort sehr ursprünglich und wenig bevölkert ist. Dort saß ich an einem großen See (dem Wigry-See Wigry Nationalpark) und schaute auf die Wasserfläche. Hinter mir war Wald, sodass ich nur zwei Perspektiven hatte: Auf die Wasserfläche vor mir oder an den Bäumen in meinem Rücken senkrecht nach oben.
Auf dem See war nichts, keine Menschen. Plötzlich hörte ich ein mir bis dahin fremdes Geräusch, das ich nicht zuordnen konnte und für das ich zunächst keine Erklärung hatte. Es war erst sehr leise, wurde dann etwas lauter (was immer noch recht leise war). Schließlich nahm ich einen Schwarm Kormorane wahr, der auf den See zuflog. Ich hatte das Schlagen der Flügel gehört.

Diese Erfahrung hat mich zutiefst beeindruckt und berührt. Nirgends hatte ich je eine solche Stille erlebt, die erlaubte, den Flügelschlag mehrerer Vögel zu hören und dies noch ehe ich diese sehen konnte. Ich hatte überhaupt noch nie das Geräusch der Flügel von Vögeln in der Luft gehört. Das war also Stille, davor und danach gleich wieder.
Dieser Moment ermöglichte ganz neue Erfahrungen.

Es gibt sicher viele Wege, Stille zu finden. Auch mir sind inzwischen verschiedene Möglichkeiten bekannt. In unserer eher lauten Welt sind diese Momente der Stille kostbar. Ich muss gar nicht weit reisen, um sie erfahren zu können. Und es ist mitnichten, so, dass in der Stille nichts wäre. Ganz im Gegenteil, sie ist reich an Möglichkeiten und ein großer Erfahrungsraum, den es zu entdecken lohnt.

Welche Erfahrungen mit Stille hast du?

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Günstige Gelegenheiten

Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegenheiten. (Demosthenes) - www.doppelpunkt-praxis.de

Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegenheiten. (Demosthenes) – http://www.doppelpunkt-praxis.de

Eigentlich weiß ich ja, was eine Gelegenheit ist. Aber ich finde es immer wieder spannend, auch bei mir bekannten Wörtern und Dingen noch einmal zu schauen, was ich dazu finde. Im Wiktionary steht unter Gelegenheit: „Eine Gelegenheit ist eine günstige Aussicht, die im Gegensatz zu einem Risiko steht.“

Oder bei Wikipedia: „Eine Gelegenheit bezeichnet die Möglichkeit, ein bestimmtes Ereignis wahrzunehmen, das unter anderen Umständen oder zu anderen Zeitpunkten mit Nachteilen verbunden oder gar nicht mehr wahrnehmbar ist. Typisch bei diesem Begriff ist der seltene Charakter, den das in Kontext beschriebene Ereignis mit sich bringt.
Eine geläufige Redewendung lautet „Die Gelegenheit ist günstig“, was den einmaligen oder seltenen Augenblick des angepeilten Ereignisses weiter hervorhebt und somit häufig in der Werbebranche Verwendung findet.“

Für mich bietet das Leben permanent Gelegenheiten. Insofern sind die für mich gar nicht so selten. Es sind nur ständig verschiedene Themen für die sich mir Gelegenheiten bieten. Meist versuche ich, diese Momente dann zu nutzen, was einer inneren Grundhaltung entspricht. Das bedeutet nicht, dass ich da jeweils schaue, was ich für mich daraus machen kann. Vielmehr geht es mir darum, was ich Gutes aus der Situation für alle im Moment beteiligten machen kann. Und dann bin ich immer wieder überrascht, welche Effekte das nach sich zieht.
Ich bin mir sicher, dass wir jeden Tag hunderte, wenn nicht tausende kleine und allerkleinste Momente geschenkt bekommen, in denen wir etwas Gutes tun können. Weiter bin ich davon überzeugt, dass sich das positiv auswirkt, in meinem Leben und darüber hinaus.

Wichtig ist dabei für mich, diese Grundhaltung zu finden und aufrecht zu erhalten, dabei absichtslos zu sein – in dem Sinne, dass ich einen ganz konkreten Effekt für mich erzielen möchte.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt