Winnetou lässt grüßen: Alte Weisheit – neu entdeckt.
In der Woche nach Pfingsten durften wir in der wunderschönen, ehemaligen polnischen Königsstadt Krakau einen internationalen Kongress für Hypnotherapie besuchen.
In einem Workshop, den eine uns bekannte Therapeutin mit viel Erfahrung und Kontakten zu Indianern im Südwesten Nordamerikas abhielt, wurden wir mit dem Begriff < Ho′zho′ > bekannt gemacht. Er stammt aus der Sprache der Navajo, die als sehr komplex gilt und im Zweiten Weltkrieg sogar zur Verschlüsselung von Nachrichten bei der US-Army eingesetzt wurde.
Man sagt, Ho′zho′ sei das wichtigste Wort der Navajo-Sprache. Frei übersetzt kann es bedeuten: Gesundheit, Wahrheit, Schönheit, Balance, Harmonie, Frieden oder Geist. In Hoz´ho´ zu sein meint, mit der Welt eins zu sein und ein Teil der Welt zu sein.
Dieses Empfinden scheint den sogenannten Naturvölkern weniger abhanden gekommen zu sein, als der industrialisierten westlichen Welt. Hier können wir von den Indianern lernen. Die Tatsache, dass dieses Wort je nach Zusammenhang ganz unterschiedliche Bedeutungen haben kann, zeigt uns aber auch den gemeinsamen Nenner all dieser Übersetzungen:
Wahrheit hat etwas mit Gesundheit zu tun (Unwahrheit macht krank). Schönheit korrespondiert mit Balance und Harmonie (Ungleichgewicht und Disharmonie werden als unschön empfunden und verlangen nach Auflösung). Wahrheit und Harmonie hat wiederum mit Frieden zu tun (Lüge und Disharmonie führen zum Krieg) usw.
Unsere analytisch geprägte Denkwelt nimmt die Dinge auseinander, isoliert sie. Beim assoziativen Denken wird ganzheitlich gedacht und im Zusammenhang. Ich will hier gar nicht die eine gegen die andere Denkweise ausspielen. Beide haben – je nach Aufgabenstellung und Zusammenhang – ihre Berechtigung. Ich möchte nur feststellen, dass uns in unserer modernen bzw. postmodernen Gesellschaft die eine Art zu Denken ziemlich fremd geworden ist.
Auch im Alten Testament der Bibel finden sich vom hebräisch-assoziativen Denken geprägte Texte, z. B. Sprüche 21:21 „Wer der Gerechtigkeit und Güte nachjagt, der findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre.“ Auch hier werden Begriffe miteinander in Verbindung gebracht: Gerechtigkeit, Güte, Leben, Gerechtigkeit, Ehre.
Zurück zum Begriff Hoz´ho´: wir analytisch geschulten Europäer täten gut daran, mehr im Zusammenhang zu denken. Wie bringe ich mein Leben in Einklang mit der Natur, den Mitmenschen, der Liebe, der Welt, den Dingen, den Lebewesen, meinem Verhalten, meinen Gefühlen, meinen Gedanken? Ansätze sind vorhanden: work-life-balance ist solch ein Ansatz. Ob er ausreicht?