Wir hatten keine Wahl – oder?“

Da hatte ich keine Wahl!“, sagen Menschen, die zum Ausdruck bringen wollen, dass es für ihr Verhalten keine Alternativen gab.

Nun gab es vergangenen Sonntag die Wahlen zum deutschen Bundestag. Wir hatten eine Wahl. Und für manche Wähler traf auch der Spruch zu: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!“. Wen soll ich wählen? Soll ich überhaupt wählen? Soll ich meine Stimme ungültig machen? Wähle ich eine von den kleinen Parteien, die keinerlei Chancen hat, die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen, aber mit meinen Einstellungen die meiste Übereinstimmung hat? Soll ich taktisch wählen, also eine Partei, mit der ich weniger Konsens habe, die aber in die Regierungsbildung eingreifen kann? Gleichgültig, wie ich mich entschieden habe: Nach der Wahl ist die Qual oft noch größer als davor!

In meinem Leben gibt es viele Weichenstellungen, wo ich eine Wahl habe. Es existieren weitaus mehr Alternativen, als mir auf den ersten Blick bewusst sind. Wenn ich mir selbst sage: „Da hatte ich keine Wahl!“, beraube ich mich meiner Handlungsalternativen.

In einer unserer Fortbildungen wurden wir darauf „getrimmt“, immer weitere Alternativen zu finden. Und es war erstaunlich, wie viele weitere Möglichkeiten sich auftaten, wenn man das Weiterdenken zuließ. In den allermeisten Fällen habe ich eine Wahl: ich kann anders handeln, ich kann anders denken, ich kann anders fühlen. Wenig ist absolut vorgegeben und unumstößlich wie ein angeborener Reflex. Die meisten meiner Reaktionen – egal ob auf emotionaler, kognitiver oder Handlungs-Ebene sind erlernt.

Wenn ich mir das immer bewusst mache, erlebe ich meinen Alltag als flexibler. Ich kann ihn gestalten – manchmal nur innerhalb gewisser Grenzen. Aber immerhin! Ich bin dem Leben nicht komplett ausgesetzt: ich lebe, das meint  einen aktiven Vorgang.

Letztlich habe ich sogar die Wahl, ob ich die Behauptung „Ich hatte keine Wahl!“ weiter tradieren möchte, oder mich für eine alternative Sichtweise entscheide: Ich kann wählen – manchmal nur das kleinere Übel. Aber ich wähle aus und entscheide mich. Mir gefällt letzteres viel besser.

© Matthias Dauenhauer

2017 BRD Wahlen Parteien

Wissen ist Macht und Wissen ißt Macht

Dass Wissen und Macht irgendwie eng miteinander verknüpft sind,  sagt das Sprichwort: „Wissen ist Macht.“

Das Erstere macht durstig (wissensdurstig), das Zweite hungrig (machthungrig). Beide zusammen scheinen  Grundbedürfnisse des Menschen zu befriedigen.

Oft bleibt beides in der Welt der Wünsche stecken. Dann handelt es sich um Scheinwissen und Machtphantasien.

Wissen ist abzugrenzen von Ahnung, Überzeugung und Glaube, einem „Fürwahrhalten“. Wissen ist belegbar, beweisbar, nachvollziehbar. Wissen zeichnet sich auch durch das Anerkennen von Nichtwissen aus. Wissen, etwas nicht zu wissen. Dann kann man zwar von Wahrscheinlichkeiten oder von allgemeiner Überzeugung sprechen. Aber der Wissende anerkennt hier auch seine Grenzen.

Ähnlich verhält es sich mit der Macht. Einige wenige haben tatsächliche Macht, andere fühlen sich allmächtig. Wieder andere träumen von der großen Macht – vielleicht weil sie eher ohnmächtig sind!? Wenn die Macht nicht auf viele Schultern verteilt wird, sondern in der Hand eines Durchgeknallten konzentriert wird, entsteht große Gefahr. Die Weltgeschichte hat es oft genug gezeigt.

Machthaber stehen in der Versuchung, Ihre Macht dadurch aufrecht zu erhalten, indem sie den Zugang zu Wissen einschränken. Die einen verbieten Wikipedia, CNN oder kontrollieren das ganze Internet samt den sozialen Netzwerken. Wenn die Untertanen keinen Zugang zu Wissen haben, sind sie leichter zu regieren und zu manipulieren. Informationen können gefiltert werden oder sogar frei erfunden sein.

So hat es z.B. in der Kirchengeschichte auch eine lange Phase gegeben, in der die Römisch-Katholische Kirche das Lesen der Bibel verboten hatte. Mein Vater hat dies als Ministrant in Frankreich noch selbst erlebt. Nach dem Motto: „Lieber Laie, das verstehst Du eh nicht. Also brauchst Du auch nicht das Original lesen. Komm her, ich, Dein Priester, erkläre es Dir!“

Weil meine Kenntnisse die Macht des Mächtigen einschränkt, mein Wissen seine Macht reduziert, könnte man sogar formulieren: Wissen ißt Macht (auf)!

Oder wie andere es formuliert haben: Lesen gefährdet die Dummheit! Wobei es schon ein bisschen darauf ankommt, was ich lese und wodurch ich mich BILDe. Im Zusammenhang mit den Diskussionen und Vorwürfen zur Lügenpresse bekommt fundiertes Wissen wieder eine enorme Bedeutung. Wem glaube ich? Sammle ich Informationen aus verschiedenen unabhängigen Quellen und welcher schenke ich Vertrauen?

© Matthias Dauenhauer

Falschmeldungen über Fake News

Stille Post – (k)ein Kinderspiel! Erwachsene spielen es viel besser und raffinierter. Und in echt, also ohne den entlarvenden und verharmlosenden Stempel: „Spiel“. Stille Post demonstriert, wie Gerüchte entstehen.
Gerüchte und Fake News (Falschmeldungen) sind sich ähnlich und doch nicht gleich! Gerüchte entstehen oft auch unabsichtlich. Durch ungenaues Zuhören, durch unabsichtliches Einpassen in eigene Denk- und Wahrnehmungsmuster.
Wer jedoch absichtlich und zielgerichtet falsche Informationen verbreitet, setzt nicht nur Gerüchte in Umlauf, sondern täuscht, lügt und fälscht die Wahrheit. Aus Fakten werden „alternative Fakten“. Wir Deutsche kennen dies aus unserer eigenen Geschichte, der Nazipropaganda, ziemlich gut. Neuerdings kann man dies auch jenseits des Atlantiks vermehrt beobachten.

Dabei gilt aber auch zu unterscheiden, dass manche Fake News so offensichtlich falsch sind, dass gar keine Betrugsabsicht vorliegt, sondern reine politische Satire. Während ich das schreibe, erhalte ich über Handy ein passendes Beispiel:

„Soeben berichtet CNN in einer Sondersendung von einem Zwischenfall in Washington: Im Weißen Haus ist gegen 7:00 Uhr Ortszeit ein Feuer ausgebrochen und zerstörte die Privatbibliothek von Donald Trump. Beide Bücher wurden restlos zerstört. Besonders tragisch: Das zweite Buch des neuen Präsidenten hatte er noch gar nicht fertig ausgemalt!“

Das kann man lustig finden, oder auch nicht. Es ist offensichtlich eine absichtliche, aber satirische Falschmeldung, welche durch ihre Übertreibung deutlich macht: diese Meldung darf nicht wörtlich genommen werden.
Schlimmer sind Nachrichten oder Informationen, die als Tatsachen verkauft werden. Vor wenigen Tagen „erfand“ die Beraterin des US-Präsidenten ein Massaker, um sein Dekret zum Einreisestopp für mehrere islamische Länder zu rechtfertigen. Details dazu hier: Kellyanne Conway erfindet Massaker

Wer sagt uns nun aber, ob nicht die Presse (in diesem Fall der „Spiegel“) absichtlich Falschmeldungen über Falschmeldungen druckt? Viele Menschen trauen den Medien nicht mehr und bezeichnen sie als Lügenpresse. Kaum einer dieser Zweifler hat dabei aber reflektiert, woher er seine Zweifel hat. Denn auch der Verdacht von Falschmeldungen in der etablierten Presse stammt aus irgendeinem Nachrichtenkanal. Warum eigentlich glaubt man dann diesem und zweifelt am anderen?
Nachdem ich am Dienstag vergangener Woche diesen Blog-Artikel begonnen hatte, wurde am Abend auf ZDF die Polit-Satire „Anstalt“ gesendet. Und als hätten deren Autoren meinen unfertigen Artikel bereits eingesehen, berichten sie über Falschmeldungen über Fake-News. Wer es nachträglich sehen möchte:
Die Anstalt vom 7. Februar 2017 (Ausschnitt) (bis 07.Mai 2017 verfügbar)

trump
Das obige Foto zeigt eine Meldung mit einem angeblichen Zitat von Donald Trump. Es passt ins Klischee und Vorurteil, welches viele von diesem Mann haben. Es ist aber ein erfundenes Zitat, eine Falschmeldung. Ich bin für einen Tag darauf reingefallen, habe dann recherchiert, mich korrigiert und auch alle, denen ich diese News zugeschickt hatte, diesbezüglich informiert.

Während es zu meiner Studienzeit eher noch das Problem gab, an Informationen zu gelangen, ist es heute im Zeitalter von Internet, Google, Facebook, WhatsApp und Wikipedia wesentlich schwieriger, die gefunden Informationen zu selektieren und zu bewerten. So kam vor wenigen Wochen eine angebliche Warnung der Kriminalpolizei vor einem Virus. Man möge umgehend so viel wie möglich Freunde warnen. Die Nachricht selbst war harmlos, sorgte aber für eine Flut unnötiger Mails und Nachrichten, also eine Art Kettenbrief, der sich lawinenartig ausbreitete. Da ist es kein Fehler, vor einem Weiterleiten im Internet einen Faktencheck zu machen. Dies macht kaum mehr Arbeit als das massenhafte Kopieren und Weiterleiten der (Falsch)meldung.

Ich persönlich mag Satire, die von Überzeichnung lebt und es auch mit der Wahrheit nicht immer genau nimmt – solange es klar ist, dass es sich um Satire handelt. Trotzdem möchte ich mich in Zukunft auch mehr darum bemühen, Informationen genauer zu hinterfragen, zu prüfen und einem Faktencheck zu unterziehen. Dazu gehört schon, dass Aussagen als persönliche Meinung gekennzeichnet sind oder die Formulierung „möglicherweise“, „eventuell“ oder „angeblich“ vorangestellt wird.

Nach meiner persönlichen Meinung wird dadurch möglicherweise eventuell die Verbreitung angeblicher Fakten eingeschränkt 😉

© Matthias Dauenhauer

Scheitern als Teil des Erfolges:

Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg. Es ist ein Teil davon. - www.doppelpunkt-praxis.de

In kaum einem anderen Land der Welt werden Misserfolge so geächtet wie in Deutschland. Dazu gibt es interessante Untersuchungen verschiedener Universitäten auf dieser Welt. Das finde ich schon traurig. Aber jeder hat ja die Möglichkeit, etwas anders zu machen. Wie wir mit Misserfolgen umgehen, hat sehr viel damit zu tun, wie wir sie bewerten. Bei entsprechender Bertrachtung können wir sogar an Niederlagen wachsen.

Menschen, die Niederlagen leichter wegstecken, grübeln weniger darüber nach. Sie können unterscheiden zwischen: „Da habe ich was falsch gemacht“ und „ich bin ein Versager“. Das ist ganz wichtig.

Auch wer in einer Niederlage einen Sinn sehen kann, wer in der Lage ist, etwas daraus zu lernen und sie als Ansporn zu sehen, es beim nächsten Versuch anders – und deswegen vielleicht besser – zu machen, kann mit dieser Erfahrung besser umgehen. So können Misserfolge sogar zur Grundlage größerer Erfolge werden.

Wer sich weniger über seine Eigenschaften („Ich bin ein Versager“) sondern mehr über sein Handeln („das hätte ich anders machen können“) definiert, wird mit Niederlagen leichter fertig. Menschen, die es dann noch schaffen, mit Humor über sich selbst zu lachen, sind bestens gerüstet, mit Niederlagen gut fertig zu werden.

Viele der aufgeführten Eigenschaften kann man lernen. Coaching kann auf diesem Weg eine sehr effektive Hilfe sein.

Und zum Abschluss noch ein Zitat von Samuel Becket: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ (Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.)

Autor: Ulrike Dauenhauer

Lesenswert ist auch folgender Artikel aus der Zeit, der allerdings 5 Seiten umfasst:
Die Kunst des Scheiterns

Spuren und Wege

Dort wo es Spuren gibt, sind auch Wege. (Frank H. Ritz) - www.doppelpunkt-praxis.de

Ich glaube, wir alle folgen irgendwelchen Spuren, mal bewusster, mal unbewusster. Da sind Wege, die uns vielleicht von Eltern vorgezeichnet wurden. Das kann die Anwaltsdynastie einer Familie sein, wo man dann eben auch Anwalt wird. Oder die Art, wie der gleichgeschlechtliche Elternteil seine Rolle gelebt hat, was dann teilweise bewusst, teilweise unbewusst nachgelebt wird. Das können aber auch ganz andere Spuren sein, denen wir folgen.

Und dann gibt es Situationen im Leben, wo ein Mensch nicht mehr weiß – oder glaubt, nicht mehr zu wissen – wo er lang gehen soll. Entweder sind dann zu viele Spuren da, und der Mensch fragt sich, welcher er folgen könne oder solle. Oder er sieht rein gar keinen Weg.

Jemand der den Weg nicht weiß, aber schon so mancher Spur in seinem Leben gefolgt ist, kann diese Strategie des „Spuren Folgens“ doch wieder anwenden. Ich kann zum Beispiel in einer solchen Schneelandschaft mal den Spuren ein Stück weit folgen und schauen, wohin sie mich führen. Dabei habe ich die Möglichkeit, wieder umzukehren, wenn mir der Weg nicht behagt oder in eine Richtung führt, in die ich nicht gehen möchte.

Selbsthilfegruppen sind oft Orte, wo Spuren zu finden sind, denen andere bereits gefolgt sind. Von den Erfahrungen dieser Menschen kann man profitieren.

Ein guter Zuhörer kann sehr hilfreich sein, weil er mir bei der Selbstexploration hilft, sodass ich im besten Fall meine eigenen Spuren wieder finde und dann wieder weiß, wo ich weiter gehen will. Wir hören gern zu und helfen, die Spuren wieder zu finden, auf denen der Lebensweg weiter gehen kann.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Krankheiten unserer Zeit

Die Scheu vor Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit . (Fürst Bismarck ) - www.doppelpunkt-praxis.de

Kürzlich bot sich uns bei einer Reise auf dem stillen Örtchen eines Schnellrestaurants obiges Bild. Glücklicherweise benötigte ich keine der beiden Toiletten, denn für mein „kleines“ Problem gab es Urinale.

Ich habe den besch… Zustand der Toiletten fotografiert und der Filialleitung gezeigt. Sie war bestürzt und verärgert, denn es käme in letzter Zeit öfter vor, dass mutwillig die Toiletten in einem unappetitlichen, schmuddeligen Zustand zurückgelassen werden.

Man fragt sich unwillkürlich: warum machen Menschen so etwas? Niemand würde seine private Toilette daheim so hinterlassen, denn der nächste Nutzer ist sein Familienangehöriger oder gar er selbst. Das Foto offenbart auch nicht ein versehentliches Malheur, sondern mutwillig inszeniertes Chaos. Warum tut man das? Soll der Ruf des Restaurants beschädigt werden, des Filialleiters, der Putzfrau?

Ist das Beobachtete ein Symptom unserer gesellschaftlichen Entwicklung? Frustration und Aggression nehmen zu. Sachbeschädigungen und Körperverletzungen nehmen zu. Wie steht es um das Sozialverhalten und die Verantwortung für das Eigentum anderer oder das öffentliche Eigentum? Leere Bierdosen in Parkanlagen, ausgespuckte Kaugummis in Fußgängerzonen, Altglas und Batterien im gelben Sack! Pöbeleien, Grabschen und sexuelle Nötigung am Arbeitsplatz oder sogar auf öffentlichen Plätzen! Die Liste ließe sich fortsetzen.

Wie gehen wir miteinander um? Das zeigt sich auch im Fernsehen bei TV-Debatten, wo man glaubt, durch Lautstärke das eigene Argument schlagkräftiger zu machen, wo man sich nicht ausreden lässt oder sogar beschimpft.

Wie gehen wir miteinander um? Das zeigt sich auch im Familienleben, wo der Tonfall und die Fäkalsprache immer mehr Einzug hält.
Wie gehen wir miteinander um? Das zeigt sich auch in den Kirchen, wo verbale Gewalt und Intoleranz zunimmt.

Jeder trägt Verantwortung für sein Tun, sein Handeln, sein Unterlassen. In gewisser Hinsicht sogar für seine Gefühle und Gedanken (Johann Friedrich Herbart). Scheuen wir Verantwortung? Ist dies eine Krankheit unserer Zeit? Jedenfalls Bismarck schon am 1. März 1870 vor dem Norddeutschen Reichstag behauptet: „Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit!“ Die Zeiten ändern sich … oder auch nicht!

PS: Als wir eine halbe Stunde später das Restaurant verließen und ich mir nach dem Essen die Hände waschen wollte, schaute ich auch noch mal um die Ecke: es sah noch exakt genau so aus…

© Matthias Dauenhauer

Günstige Gelegenheiten

Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegenheiten. (Demosthenes) - www.doppelpunkt-praxis.de

Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegenheiten. (Demosthenes) – http://www.doppelpunkt-praxis.de

Eigentlich weiß ich ja, was eine Gelegenheit ist. Aber ich finde es immer wieder spannend, auch bei mir bekannten Wörtern und Dingen noch einmal zu schauen, was ich dazu finde. Im Wiktionary steht unter Gelegenheit: „Eine Gelegenheit ist eine günstige Aussicht, die im Gegensatz zu einem Risiko steht.“

Oder bei Wikipedia: „Eine Gelegenheit bezeichnet die Möglichkeit, ein bestimmtes Ereignis wahrzunehmen, das unter anderen Umständen oder zu anderen Zeitpunkten mit Nachteilen verbunden oder gar nicht mehr wahrnehmbar ist. Typisch bei diesem Begriff ist der seltene Charakter, den das in Kontext beschriebene Ereignis mit sich bringt.
Eine geläufige Redewendung lautet „Die Gelegenheit ist günstig“, was den einmaligen oder seltenen Augenblick des angepeilten Ereignisses weiter hervorhebt und somit häufig in der Werbebranche Verwendung findet.“

Für mich bietet das Leben permanent Gelegenheiten. Insofern sind die für mich gar nicht so selten. Es sind nur ständig verschiedene Themen für die sich mir Gelegenheiten bieten. Meist versuche ich, diese Momente dann zu nutzen, was einer inneren Grundhaltung entspricht. Das bedeutet nicht, dass ich da jeweils schaue, was ich für mich daraus machen kann. Vielmehr geht es mir darum, was ich Gutes aus der Situation für alle im Moment beteiligten machen kann. Und dann bin ich immer wieder überrascht, welche Effekte das nach sich zieht.
Ich bin mir sicher, dass wir jeden Tag hunderte, wenn nicht tausende kleine und allerkleinste Momente geschenkt bekommen, in denen wir etwas Gutes tun können. Weiter bin ich davon überzeugt, dass sich das positiv auswirkt, in meinem Leben und darüber hinaus.

Wichtig ist dabei für mich, diese Grundhaltung zu finden und aufrecht zu erhalten, dabei absichtslos zu sein – in dem Sinne, dass ich einen ganz konkreten Effekt für mich erzielen möchte.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Sprache der Musik

Musik ist die Sprache, die wir alle verstehen. - www.doppelpunkt-praxis.de

Wäre das nicht Wunder-voll, wenn alle Menschen eine Sprache sprächen? Wie schwer ist es oft schon, sich mit dem eigenen Partner zu verstehen. Selbst da gibt es ja Momente, in denen man denkt, der andere sei aus einer anderen Kultur.

Und nun kommen Menschen zu uns, die andere Sprachen sprechen, andere Musik hören und die uns damit bisweilen sehr fremd erscheinen. Ich wünsche uns allen, dass wir – vielleicht über die Sprache der Musik – im Neuen Jahr mehr Gemeinsames als Trennendes finden, sowohl mit denen, die uns besonders nah sind als auch mit denen, die wir noch nicht kennen.

Autor: Ulrike Dauenhauer

Seltsamer Umgang mit Geld und Gaben (2)

Glück ist das Einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben. (Carmen Sylva) - www.doppelpunktt-praxis.de

Vor einigen Tagen postete ich ein Bild mit dem Spruch: „Glück ist das Einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben.“ (Carmen Sylva)

Letztlich war ich dann bei Münzen im Brunnen gelandet. Eigentlich war mein Ausgangsgedanke aber ein ganz anderer. Im Internet hatte ich etwas beobachtet, was mich erstaunte und erschütterte. Da hatte eine Frau bei einer Kosmetikfirma angefragt, ob sie ein paar Proben für ihre Arbeit unter Flüchtlingen bekommen könnte. Diese Firma schickte der Frau ein Paket mit verschiedenen Produkten. Und weil diese Frau nun wesentlich mehr bekommen hatte, als sie für die Flüchtlinge erbeten hatte, machte sie ein schönes Foto und wollte die Freude mit anderen Menschen eines sozialen Netzwerkes teilen. Soweit so gut. Ich freute mich über das Engagement dieser Frau für andere, offenbar bedürftigere Menschen. Ich freute mich ebenso über die Großzügigkeit der angefragten Firma, denn die konnte ja nicht davon ausgehen, dass damit irgendwer Publicity machen würde. Und ich freute mich, dass die Frau ihre Freude mit anderen teilte.

Und dann las ich die Antworten anderer Internetnutzer, die mich sehr verstörten. Da regten sich Menschen furchtbar darüber auf, dass die Flüchtlinge nun so gute Produkte bekommen. Ich war sprachlos. Was hat jemand weniger, wenn jemand anderes etwas bekommt? Was fehlt einem Menschen, wenn einem anderen etwas gegeben wird? Warum klagen Menschen, die hier in Deutschland leben und meist auch ganz ordentlich leben – zumindest so gut, dass sie einen Internetanschluss und ein entsprechendes technisches Gerät haben – wenn Menschen, denen es ganz offensichtlich deutlich schlechter geht, etwas geschenkt bekommen? Warum dieser Neid?

Dann erlebe ich, dass sich manche Menschen, die wirklich nicht unter materiellem Reichtum leiden, sich mit viel Engagement für Menschen einsetzen, denen es nur wenig schlechter geht als ihnen selbst. Das beschämt mich.

Es gibt in unserer Gesellschaft offensichtlich eine große Spanne, wie Menschen auf Leid anderer reagieren. Manche Reaktionen ärgern mich, andere beschämen mich, wieder andere ermutigen oder freuen mich und einige inspirieren mich. Letztlich geht es für mich aber immer darum, dass ich als Mensch meinem Mitmenschen gegenüber verpflichtet bin zu Humanität! Und das nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr über. Ich muss und kann die Welt und all die Flüchtlinge nicht retten. Aber ich kann in dem mir möglichen Rahmen etwas tun, um Menschen, denen es schlechter geht als mir, es etwas leichter zu machen. Gerade das Internet bietet da inzwischen viele Möglichkeiten an, wo man Kontaktadressen finden kann, wo sich Initiativen gegründet haben, wo ich eine einfache Aktion sehe und bei mir nachmachen kann. Ich möchte dazu ermutigen, vom eigenen Reichtum – und sei er noch so klein – etwas abzugeben. Geben macht nicht arm, es macht glücklich!

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Seltsamer Umgang mit Geld und Gaben (1)

Glück ist das Einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben. (Carmen Sylva) - www.doppelpunktt-praxis.de

Als ich den Spruch sah, wusste ich, dass ich ihn für den Blog verwenden wollte. Das Bild dazu war auch schnell gefunden. Dann fragte ich mich, warum eigentlich Menschen Geld in Brunnen werfen und begann, zu recherchieren. Dabei stieß ich auf einen sehr interessanten Artikel, den ich hier dankenswerter Weise veröffentlichen darf. Der folgende Artikel stammt also nicht von mir, sondern von Gudrun Schury (Schuressig). In den nächsten Tagen folgen meine Ansichten und Gedanken zum Spruch.

Jetzt sind sie wieder unterwegs: Die Geldwerfer

Von GUDRUN SCHURY

Urlaubszeit ist Geldwurfzeit. Ob Sie in den Ferien nach Australien fliegen oder mit dem Wohnmobil an den Bodensee fahren – Sie werden es überall sehen: Kleingeld. Es blinkt auf dem Grund von Brunnenschalen und Vogeltränken, leuchtet aus Höhlen und Gruben, verziert Lotusblumenbecken und Regenwassertröge. Keine interessante Vertiefung auf der ganzen Welt, in der nicht ein paar Cents, Rupien, Kopeken, Pennies oder Yen lägen. Selbst wenn Sie sich ein paar ruhige Tage zu Hause gönnen, werden Sie es bemerken: Auch in Ihrer Heimatstadt liegt Geld im Wasser.
Aber wer deponiert eigentlich hier seine Münzen und warum? Geben die Touristen auf diese Weise Trinkgeld, oder sind sie einfach zu faul, das Wechselgeld im Portmonee zu verstauen, und schnippen es lässig ins nächste Bassin?
Die Antwort findet man nicht beim Tourismusfachwirt und nicht beim Konsumpsychologen. Auf eine erste Spur bringt immerhin die Volkskunde: Schon seit altrömischer Zeit war es Brauch, dem klaren Wasser Münzen zu opfern, die so genannten stipes, eine Sitte, die sich in ganz Europa ausbreiten sollte. Im englischen Bath fischte man aus einer Thermalquelle, die einst der örtlichen Göttin Sulis Minerva geweiht war, nicht weniger als 12 595 römische Münzen. Das Geldopfer weihte die Quelle, dankte für ihre Heilwirkung, wurde zum Wohl des Herrschers dargebracht oder sollte an den heiligen Wasserort zurückkehren lassen. Das empfahl sich vor allem für Soldaten, die in den Krieg zogen.

Rom sehen und Geld da lassen
Von der Wiederkehr wusste man auch in Rom ein Lied zu singen. In der größten Brunnenanlage der Stadt, der Fontana di Trevi, hauste eine geheimnisvolle Nymphe. So erzählte man sich jedenfalls von Alters her. Wer aus dem Trevi-Brunnen trank, den verzauberte die Nymphe, so dass er nicht mehr los kam von Rom. Die ewige Stadt hielt ihn auf ewig in ihrem Bann. Er war verdammt zur Wiederkehr.
Bald jedoch vergaß man die einnehmende Nymphe. Es blieb nur im Gedächtnis, „dass ein Abschiedsschluck aus der Fontana di Trevi die Wiederkehr des Reisenden sichere, welche Hindernisse und Unwägbarkeiten ihn auch zu bedrängen scheinen.“ So schreibt der amerikanische Dichter Nathaniel Hawthorne, der 1857 Italien bereiste.
Aber auch das vergaß man wieder. Zwanzig Jahre, nachdem Nathaniel Hawthorne in Rom gewesen war, konnte keiner mehr aus dem Trevi-Brunnen trinken, dessen Wasser doch immer so sauber gewesen war. Denn plötzlich war der Grund des Bassins voller Metall. Irgendjemand hatte damit angefangen, Münzen in den Brunnen zu werfen und sich dabei eine Wiederkehr nach Rom zu wünschen. Die zeitgenössischen Italien-Führer strickten gleich fleißig an der Legende mit und schrieben, jeder Reisende müsse an dem berühmten Ort unbedingt ein Geldstück opfern, wenn er Rom jemals wieder sehen wolle. So sammelten sich nach und nach Tausende von Münzen im Wasser an. Offensichtlich hatten sich in der barocken Trevi-Brunnenschale zwei Bräuche vermischt: das römische Geldopfer an die Quelle einerseits, der Wiederkehrtrunk andererseits. Bis heute verlässt kein echter Rom-Urlauber die Stadt, ohne der Fontana ein bisschen Trinkgeld da gelassen zu haben.
Im Kino konnte man sich abschauen, wie man dabei vorgehen musste: „Drei Münzen im Brunnen“ hieß der amerikanische Film von 1954, in dem drei Münzen feierlich mit der rechten Hand rückwärts über die linke Schulter in den Trevi-Brunnen geworfen wurden. Der gleichnamige Filmsong mit dem Text von Sammy Cahn, der Musik von Jule Styne und der Stimme von Frank Sinatra erhielt vor über 50 Jahren sogar einen Oscar. Freilich verwässert der Schlager endgültig das Geldwurfmotiv: Durch „drei Münzen im Brunnen … geht ein Wunsch in Erfüllung“, heißt es in der deutschen Fassung.

Willkommene Einnahmequelle
Was sind schon drei Münzen gegen eine Handvoll Glück? Es ist ja auch gar nicht so abwegig, im Urlaub ein bisschen freigebiger zu sein als sonst. Sparen und vernünftig sein kann man wieder daheim. In fernen Ländern leistet man sich gern mal ein überteuertes Abendessen oder schaut viel zu tief ins Glas mit dem exotischen Schnaps. Und wenn etwas erst kultverdächtig ist! Soll man etwa tatenlos zusehen, wie die Mitglieder der chinesischen Reisegruppe ihre Yuan in den Springbrunnen regnen lassen? Irgendwo waren doch noch ein paar Cents … Kult ist eben Kult!
Selten wird ein touristischer Brauch von den Städten und Gemeinden so gern gesehen wie die Münzwurfsitte. Da es keine Nymphen mehr gibt, die auf dem Brunnengeld hocken könnten, gehört es den Grundeignern. Die Ostberliner Zeitung „Der Morgen“ berichtete bereits am 5.1.1971, dass bei der Herbstreinigung des Springbrunnens im Friedrichsfelder Tierpark 15.195,60 Mark herausgeholt wurden.
Im Ursprungsort des Brauches, dem Trevi-Brunnen, landen inzwischen jedes Jahr ungefähr 100 000 Euro. Zum Streit über den Eigentümer dieser Münzen kam es 1998, als eine 50-jährige Römerin Kleingeld im Wert von umgerechnet 18 Euro für sich herausgefischt hatte und dafür in erster Instanz zu 1 500 Euro Strafe verurteilt worden war. Im Oktober 2003 wurde sie schließlich frei gesprochen mit der Begründung, bei dem Geld handele es sich um herrenloses Gut. „Das Geld im Brunnen gehört niemanden, also gehört es allen“, folgerten schlau die italienischen Zeitungen.
Allerdings behält die Stadt Rom sich seitdem vor, den Schatz bewachen zu lassen, der für wohltätige Zwecke verwendet wird. Straßenkehrer in Gummistiefeln steigen früh morgens in den Brunnen und fischen die Münzen heraus. An anderen touristischen Anziehungspunkten liest man heute manchmal Hinweisschilder, die in den Brunnenschalen gefundenen Beträge würden für die Restaurierung umliegender Gebäude verwendet. Hätte man eine offizielle Sammelbüchse aufgestellt, sähe es bestimmt nicht so gut aus mit den Spenden zur Renovierung.
Durch das schöne Zusammentreffen von spendierfreudigem Urlauber und dankbarem Bewohner konnte sich die Geldwurfsitte von Rom aus überall hin verbreiten. Tourismus ist eben gut für den, der ihn treibt, und für den, der ihn bei sich betreiben lässt. Kein Schlossbesitzer und keine Stadtverwaltung wird Schilder aufstellen mit dem Text „Es ist verboten, Geld in den Brunnen zu werfen!“ Man schüttelt verwundert den Kopf und freut sich über die unverhofften Einnahmen.
Wo aber viele verschiedene Leute in vielen verschiedenen Ländern solch eine Sitte pflegen, ist die Abwandlung des Brauchs geradezu vorbestimmt. Warum nicht, wenn kein Bassin zur Hand ist, die übrigen Cents in einen Swimmingpool schnippen? Oder in einen still gelegten Schacht oder in eine Felsschlucht? Den genauen Grund, warum der Münzwurf in die Tiefe angesagt war, hatte man ja ohnehin längst vergessen. Rückkehr, Wunscherfüllung oder Glück – irgendwas Gutes sollte es jedenfalls bedeuten.
Schon am 30. September 1965 beklagte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, dass überall Geld herumliege, im Burggraben vor dem kaiserlichen Palast in Tokio genauso wie in Buenos Aires, in den Kanälen am Tadsch Mahal genauso wie im Osloer Studententeich. Die Reisenden seien wohl vom „Bazillus Trevianus“ befallen und versuchten von Kopenhagen bis Kairo, ihre restlichen Münzen fremder Währung gegen Glück zu tauschen, „wo immer sie es rauschen und plätschern hören.“ Inzwischen kann man sich also auf eine fast schon uralte Tradition berufen, wenn man irgendwo das Vermögen eines Goldfischteichs vermehrt.

Ein internationaler Brauch
Und so findet man es heute auf der ganzen Welt: Geld in Krokodilbecken von Tierparks und am Grund ausgetrockneter Burgzisternen, Geld unter Barockfontänen und in Schlossgräben, Geld am Boden von Schwefelquellen und Seerosenteichen, Geld in antiken Thermen und in Tropfsteinhöhlen, Geld in Löschwasserbehältern und Lichtschächten. Es liegt Geld in der Mikwe des jüdischen Museums im fränkischen Fürth, Geld zwischen den Ausgrabungen von Pompeji, Geld im Restaurantbrunnen des New Yorker Metropolitan Museums, Geld hinter den Fenstergittern des Aussichtsturms Coit Tower in San Francisco. Eigentlich liegt es überall dort, wo der Urlauber gern Urlaub macht und sich eine Grube auftut – vor allem, wenn dort schon weitere Münzen liegen.
Von dem frommen Wunsch „Rom sehen und wiederkehren“ blieb nur der mit ein bisschen Glückshoffnung verknüpfte Wunsch, Zahlungsmittel zu versenken. Aber das ist ja sehr typisch für den Volksglauben. Wo man früher den ersten Finger der Hand quetschte, um stellvertretend einen Dämon an seinen Übeltaten zu hindern, drückt man heute den Daumen, um gutes Gelingen zu wünschen. Wo man früher Lire in den Trevi-Brunnen warf, um nach Rom wiederzukehren, wirft man heute Cents in jedes schnöde Loch. – Wenn’s hilft!