Wir waren kürzlich im Urlaub. Da erlebte ich eine typische Situation, wie sie auch andernorts hätte sein können. Aber ich nehme diesen Moment, um etwas zu beschreiben, was mir auffiel. Wir warteten am Visumschalter in Hurghada auf das Visum zur Einreise nach Ägypten. Viele Urlauber standen in verschiedenen Schlangen nebeneinander an. Vorne sah man die Schalter mit den Glasfenstern oben, hinter denen die Beamten saßen. Man sah, dass alle Schalter besetzt waren, aber scheinbar tat sich nichts. Die Schlangen bewegten sich keinen Millimeter vorwärts. Es waren überwiegend deutsche Touristen dort in der Schlange, weshalb man die Gespräche leicht mitbekommen konnte. Eine Reihe von Menschen regte sich auf, dass es nicht voran ging. Es wurde geschimpft, Vorurteile ausgetauscht, betont, wie viel besser es in Deutschland liefe und so weiter. Ich fragte mich, warum die Menschen dies taten. Die Abfertigung beschleunigte sich keineswegs dadurch. Auch die Menschen, die draußen vor dem Flughafen zur Abholung der Passagiere bereit standen, warteten und würden nicht wegfahren, ehe sie ihre Gäste nicht eingesammelt hätten. Das Hotel würde nicht schließen, wenn die Gäste nun erst später einträfen, weil es am Visumschalter länger gedauert hat. Nur die Stimmung sank – so meine Wahrnehmung. Dabei waren wir doch alle in bester Laune und Urlaubsvorfreude angereist. Und da gab es schon eine Reihe von Menschen, die sich diese gute Stimmung dadurch vermiesen ließen, dass die Herrschaften an den Schaltern nicht so arbeiteten, wie es die Wartenden erwarteten.
Mich amüsierte das eher. Ich hatte an diesem Abend nichts weiter vor. Ich wusste, dass mein Taxi warten würde, die Rezeption im Hotel offen sein würde und ich sicher auch noch etwas zu essen bekäme. Für den Strand war es schon spät, da würde ich nicht mehr hingehen, egal, wie lange ich in der Schlange würde warten müssen. So konnte ich in aller Ruhe warten, denn das war die entspannteste Haltung, die ich da haben konnte und die meinem Urlaub und damit meiner Erholung am zuträglichsten war.
Die Herren an den Schaltern schienen von der Stimmung der Wartenden nichts mitzubekommen. Jedenfalls war für mich nichts dergleichen feststellbar. Also auf diese entscheidenden Personen hatte der Ärger gar keinen beschleunigenden Einfluss. Also völlig vertane Energie, die nur den Beginn des Urlaubs negativ färbte für die, die sich da ärgerten. Schade eigentlich.
Und so kann ich etliche Situationen finden, in denen die Welt eben ist, wie sie ist und es nur meine Kraft kostet, wenn ich mich darüber ärgere. Wenn der Ärger kurz ist und mich dazu bringt, etwas zu ändern, ist er konstruktiv. Aber alles andere ist nur schädlich für mich (und oft auch für andere), lässt meinen Hormonhaushalt in eine negative Ecke schwingen und fördert auch sonst nicht mein Wohlbefinden und meine Gesundheit. Wenn ich es nicht ändern kann, ist Gelassenheit die bessere Haltung.
Autor: Ulrike Dauenhauer Praxis Doppelpunkt