Hilft es mir, wenn ich mich ärgere?

Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum (Marc Aurel) - www.doppelpunkt-praxis.de

Wir waren kürzlich im Urlaub. Da erlebte ich eine typische Situation, wie sie auch andernorts hätte sein können. Aber ich nehme diesen Moment, um etwas zu beschreiben, was mir auffiel. Wir warteten am Visumschalter in Hurghada auf das Visum zur Einreise nach Ägypten. Viele Urlauber standen in verschiedenen Schlangen nebeneinander an. Vorne sah man die Schalter mit den Glasfenstern oben, hinter denen die Beamten saßen. Man sah, dass alle Schalter besetzt waren, aber scheinbar tat sich nichts. Die Schlangen bewegten sich keinen Millimeter vorwärts. Es waren überwiegend deutsche Touristen dort in der Schlange, weshalb man die Gespräche leicht mitbekommen konnte. Eine Reihe von Menschen regte sich auf, dass es nicht voran ging. Es wurde geschimpft, Vorurteile ausgetauscht, betont, wie viel besser es in Deutschland liefe und so weiter. Ich fragte mich, warum die Menschen dies taten. Die Abfertigung beschleunigte sich keineswegs dadurch. Auch die Menschen, die draußen vor dem Flughafen zur Abholung der Passagiere bereit standen, warteten und würden nicht wegfahren, ehe sie ihre Gäste nicht eingesammelt hätten. Das Hotel würde nicht schließen, wenn die Gäste nun erst später einträfen, weil es am Visumschalter länger gedauert hat. Nur die Stimmung sank – so meine Wahrnehmung. Dabei waren wir doch alle in bester Laune und Urlaubsvorfreude angereist. Und da gab es schon eine Reihe von Menschen, die sich diese gute Stimmung dadurch vermiesen ließen, dass die Herrschaften an den Schaltern nicht so arbeiteten, wie es die Wartenden erwarteten.

Mich amüsierte das eher. Ich hatte an diesem Abend nichts weiter vor. Ich wusste, dass mein Taxi warten würde, die Rezeption im Hotel offen sein würde und ich sicher auch noch etwas zu essen bekäme. Für den Strand war es schon spät, da würde ich nicht mehr hingehen, egal, wie lange ich in der Schlange würde warten müssen. So konnte ich in aller Ruhe warten, denn das war die entspannteste Haltung, die ich da haben konnte und die meinem Urlaub und damit meiner Erholung am zuträglichsten war.

Die Herren an den Schaltern schienen von der Stimmung der Wartenden nichts mitzubekommen. Jedenfalls war für mich nichts dergleichen feststellbar. Also auf diese entscheidenden Personen hatte der Ärger gar keinen beschleunigenden Einfluss. Also völlig vertane Energie, die nur den Beginn des Urlaubs negativ färbte für die, die sich da ärgerten. Schade eigentlich.

Und so kann ich etliche Situationen finden, in denen die Welt eben ist, wie sie ist und es nur meine Kraft kostet, wenn ich mich darüber ärgere. Wenn der Ärger kurz ist und mich dazu bringt, etwas zu ändern, ist er konstruktiv. Aber alles andere ist nur schädlich für mich (und oft auch für andere), lässt meinen Hormonhaushalt in eine negative Ecke schwingen und fördert auch sonst nicht mein Wohlbefinden und meine Gesundheit. Wenn ich es nicht ändern kann, ist Gelassenheit die bessere Haltung.

Autor: Ulrike Dauenhauer Praxis Doppelpunkt

Was ist genug?

Eines der größten Probleme ist, dass man immer meint, man hätte noch genug Zeit. - www.doppelpunkt-praxis.de

Was ist eigentlich genug?
Manchmal ist uns das klar, wann es genug ist. Dann hören wir auf zu essen oder gehen ins Bett. Es gibt aber auch diese Momente und Themen, wo das nicht so klar ist – und selbst beim Essen und Schlafen ist es ja nicht wirklich eindeutig.

Was genug ist, kann ich ja meistens erst kurz vor Schluss oder direkt am Ende feststellen. So gesehen kann ich „genug“ nicht im Voraus bestimmen. Beim Essen habe ich vielleicht eine Ahnung, wieviel ich brauche, bis ich satt bin. Bei der Zeit ist das deutlich schwieriger. Manche Menschen habe große Mühe, abzuschätzen, wie lange sie für etwas brauchen. In dieser Gruppe gibt es zwei Untergruppen. Die einen planen entsprechend großzügig, um nur ja mit der Zeit hinzukommen und sind meistens früher fertig, als es verlangt oder gewünscht wäre. Die andere Untergruppe neigt dazu, sich hier wiederholt zu verschätzen und wird dann jeweils nicht rechtzeitig fertig.

Zeit wirkt in unserem Leben ja sehr unterschiedlich. Je jünger wir sind, desto mehr Zeit meinen wir zu haben – und statistisch gesehen ist das für die Lebenszeit ja auch richtig. Aber eben nur statistisch gesehen. Vor einigen Jahren musste ich durch eine Erkrankung die Erfahrung machen, dass es ganz plötzlich hätte vorbei sein können. War es nicht, darüber bin ich sehr froh und dankbar. Aber es wurde mir deutlich, wie schnell es eben sein kann, dass die Zeit, die mir zur Verfügung steht, vorbei ist.

Wie möchte ich am Ende meines Lebens auf die Zeit, die ich hatte, zurück schauen?

Ich finde, dass es sich lohnt, diese Frage für sich zu beantworten. Das macht es einfacher, jetzt zu leben, denn das gibt mir eine Richtung vor, wie ich im Leben unterwegs sein möchte. Ich möchte die mir geschenkte Lebenszeit nutzen. Je älter ich werde, desto deutlicher wird mir, dass mir die Zeit hier geschenkt ist. Drum will ich sie nutzen, sinnvoll füllen, wertvoll machen durch meine Gestaltung. Mit anderen Worten, ich will meine Lebenszeit bewusst nutzen, will achtsam umgehen mit diesem Gut, das mir anvertraut wurde. Ich weiß ja nicht, wie viel ich noch habe.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Gedanken zuschauen

Der Geist gleicht einer Mauer, an der wechselnde Gedanken vorüberziehen. (Hildegard von Bingen) - www.doppelpunkt-praxis.de

Ich hatte jetzt zwei freie Tage, war unterwegs und habe das genossen. Draußen, Grün, Wasser. Das ist für mich immer eine gute Kombination. Vor eine Mauer saß ich nicht. Eher schaute ich auf Wasser und Grün. Aber ich spürte dieses Vorüberziehen der Gedanken.

Genau das ist es, was ich an solchen Auszeiten so liebe und so erholsam finde. Da ist die Gelegenheit, diesem Vorüberziehen der Gedanken zuzuschauen. Nicht jeden festhalten. Aber bisweilen staunen über die Gedanken, die da so kommen. Ich erlebe da nicht unbedingt eine Logik dahinter. Zunächst kommen Gedanken einfach. Durcheinander. Wirr. Scheinbar zusammenhanglos. Und in der Natur gelingt es mir, dieses Durcheinander zuzulassen. Da kann ich leichter zuschauen und muss nicht gleich Ordnung in mein Denken bringen und womöglich auch noch werten. Das entspannt mich, entlastet mich. Wenn ich da so sitze und aufs Wasser schaue, erlebe ich zunächst meistens wenig bis gar nichts. Dann kommt das Gedankenchaos, als würde mein Geist etwas loswerden wollen. Er sprudelt vor sich hin. Da nur zuzuschauen, musste ich erst lernen. Geholfen hat mir, dass ich beruflich viel zuhöre und dabei möglichst nicht werte. Also habe ich mich bemüht, meinem Geist erstmal mit derselben Haltung zu begegnen. Und dabei machte ich die erstaunliche Erfahrung, dass er mit der Zeit ruhiger wurde. Das anfängliche Chaos beruhigte sich selbst. Das wiederum erleichterte es mir, meine nicht-wertende Haltung zu bewahren und so zu trainieren. Es wurde immer einfacher, nur zuzuhören oder eben – wie in dem Bild – zuzuschauen, wie die Gedanken vorüberziehen. Nicht jeder ist wichtig. Nicht jeder muss unbedingt mitgeteilt werden. Und der Geist findet von selbst zur Ruhe, wenn ich ihn nur lasse.

Diese Erfahrung mit mir und meinem Geist wiederum erleichtert mir das Zuhören im Alltag. Ich habe gelernt, dass ich nicht für alles gleich eine Lösung finden muss. Ich kann zuhören und Raum geben und versuchen, werfrei zu warten, was sich entwickelt. Und siehe da, bisweilen entstehen da Lösungen, die ich gar nicht gedacht habe.

Vielleicht mag der eine oder andere das mal für sich selbst ausprobieren. Und wer damit Mühe hat, kann gern bei mir konkret nachfragen. Ich helfe gern dabei, zu dieser selbstberuhigenden und damit wertschätzenden inneren Haltung zu finden.

Autor: Ulrike Dauenhauer – Praxis Doppelpunkt

Schauen

50 shades of green

Die letzten drei Tage hatte mich das Grün wieder sehr fasziniert. Als erstes erlebe ich immer den Erholungseffekt, den es hat, wenn ich mich im Grünen aufhalte. Ich spüre, wie Ruhe einkehrt und das bewusste Schauen einsetzt. Und je mehr ich schaue, desto mehr Grünschattierungen entdecke ich. Es setzt eine Faszination ein, für die ich kaum einen Ausdruck finde, die ich aber schon oft und an verschiedenen Orten erlebt habe.
All das Grün gehört irgendwie zusammen, und doch ist jedes für sich. Jeder Baum, jeder Busch, jede Pflanze hat ihren eigenen Platz und ihren eigenen Wert. Und jede hat ihre Aufgabe im großen Ganzen. Und niemand scheint diesen Platz in Frage zu stellen. Wir kennen bisher keine Kommunikation zwischen Pflanzen, die vermitteln würde, dass sie sich gegenseitig kritisieren oder in Frage stellen. Aus meiner Sicht, so denke ich, ist jede Pflanze mit ihrer Blattform, ihrem Grün, ihrem Standort zufrieden (oder sie wächst dort eben nicht mehr, geht unter, wie alles irgendwann). Vor allem habe ich nie erlebt, dass Menschen das Grün oder die Form einer Pflanze in Frage stellen. Solchen Umgang wünsche ich mir und anderen. Friedlich, akzeptierend.
Ja, es mag so Momente geben, wo der große Baum in Nachbars Garten einen ärgert, weil er an den ersten Sonnentagen zu viel Schatten macht oder im Herbst so viel Laub abwirft. Aber in der freien Natur gibt es diese Kritik nicht. Im Gegenteil, da faszinieren sogar die bereits abgestorbenen Bäume oder Baumstümpfe, auf denen bereits Neues wächst. Ja gerade diese Kombination finde ich besonders interessant. Dieses Zusammenkommen von Werden und Vergehen an einem Platz. Im Grunde leben wir ständig darin, nur nehmen wir es selten so wahr. Und in der Natur erlebe ich es als schön, bereichernd, faszinierend und inspirierend. Werden und Vergehen prägt mein Leben. Jeder Atemzug ist ein Stück davon. Und die Atemzüge nehme ich auch einfach so, kritisiere sie nicht, sondern nehme sie einfach an.
Das Unperfekte der Natur erlebe ich als Schön und Besonders. Im eigenen Leben bin ich da kritischer. Warum? Kann ich nicht von der Natur lernen, auch die unperfekten Dinge mit liebevollem Auge zu sehen? Kann es mir nicht gelingen, in den bereits vergehenden Dingen meines Lebens – und im Leben der anderen – neue Chancen und bereits wieder Wachsendes zu entdecken? Ist das nicht einfach nur eine Frage der Art des Schauens? „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, sagte Antoine de Saint-Exupéry. Das muss er wohl gemeint haben.

Autor: Ulrike Dauenhauer – http://www.doppelpunkt-praxis.de

Entspannt gleiten

trudle durch die Welt

Kajak fahren bedeutet nicht zwangsläufig immer auch steuern. Man kann sich auch einfach mal treiben, vom Wasser tragen lassen. Auf entsprechenden Abschnitten des Flusses ist es sehr ruhig und wir können uns das gönnen. Ja gönnen. Im dem Wissen, welche Gesamtstrecke vor uns liegt, können wir es uns dennoch gönnen, uns gelegentlich mal treiben zu lassen. Uns einmal für einige Momente dem Fluss und seinem Tempo überlassen. Ich finde diese Momente sehr kostbar, weil ich mich ganz auf den Moment einlassen kann, weil ich dann alle Sinne darauf ausrichten kann, was sich mir gerade bietet, wahrzunehmen. Im Außen und im Innen.
Im Alltag sehen wir viel zu wenig diese Momente, wo es uns erlaubt ist, uns treiben zu lassen, mal wirklich nur zu sein, wenigstens für zwei oder drei Atemzüge. Das klingt nach wenig. Aber hier mal zwei Atemzüge und da mal drei, das bringt auf Dauer schon mehr Ruhe rein. Das ist eine der – wiedergewonnenen – Erkenntnisse, die ich mitgebracht habe.
Auch unser Lebensfluss bietet solche Abschnitte, in denen es möglich ist, nur zu sein. Und es ist durchaus möglich, dass sich uns neue Einsichten bieten, wenn wir uns auch da ab und zu mal dem Strom überlassen und nicht immer nur selbst lenken wollen. Es lohnt sich, diese Abschnitte und Momente neu zu entdecken und dann zu genießen.

Autor: Ulrike Dauenhauer – http://www.doppelpunkt-praxis.de

Zurück vom Urlaub

Zwei schöne und reiche Wochen liegen hinter uns. Zunächst eine intensive Fortbildungswoche mit vielen interessanten Inhalten und wertvollen neuen Aspekten.
Dann eine Woche Kajaktour im äußersten Osten Polens. Diese zweite Woche war – wieder – sehr besonders. Abgeschieden von allem, was unseren Alltag ausmacht, komme ich zur Ruhe, tanke in der Stille der Natur dort auf, denke ich anders, erleben ich die Wesentlichen Dinge des Alltags wieder ganz konkret: Wasser kochen, Essen machen, Schlafstatt einrichten. Es geht eine Woche ohne Handy, WC, Dusche, Kosmetik, TV, PC, Bücher, mit sehr relativer Hygiene unter einfachsten Bedingungen zu leben. All die Dinge, die mir im Alltag so wichtig erscheinen, sind hier plötzlich unwichtig. Sichtweisen kehren sich um, Wertigkeiten verschieben sich. Das ist dann jedesmal besonders spannend, wenn ich wieder daheim bin und die Dinge wieder ihren gewohnten Platz in meinem Leben und Denken finden. Und doch ist dieser gewohnte Platz – vorübergehend – anders. Ich schätze die Dusche sehr, wenn ich eine Woche nur im kalten Fluss gebadet habe. Wie wunderbar ist eine Toilette, wenn man eine Zeit lang darauf verzichtet hat. Vieles wird wieder schätzenswert in unserem so reichen Alltag, wo wir so gut eingerichtet sind und doch oft klagen. Deswegen tut es mir immer wieder gut, dieses andere Leben zu erleben und mir wieder neu bewusst zu machen, wie gut ich es habe, wie reich ich bin, wie viel Grund ich habe, dankbar zu sein für dieses wunderbare Leben.

schönste Momente

Autor: Ulrike Dauenhauer

Wenn einschlafen so ein Thema ist

Ich habe vor kurzem etwas aufgenommen für Menschen, denen das Einschlafen nicht so leicht fällt. Das kann ja die unterschiedlichsten Ursachen haben. Manche grübeln lange über etwas. Andere sind einfach nur unruhig. Wenn die Schlafprobleme nicht Symptom einer Erkrankung sind, kann so eine Geschichte schon helfen, leichter in den Schlaf zu finden und diesen auch erholsamer zu erleben.

Und deswegen kommt jetzt eine Einschlafgeschichte:

https://www.dropbox.com/s/w7zsxudglw01xp0/Einschlafgeschichte.WMA

Ich wünsche allen eine gute Nacht.

(c) Ulrike Dauenhauer

Ohrenmassage

Entfernen Sie ggf. Ohrschmuck. Nehmen Sie dann beide Ohren am oberen Ende zwischen Daumen und Zeigefinger und ziehen Sie sich die Ohren lang. Rollen Sie dabei bewusst den Ohrrand aus. Wandern Sie nun langsam Richtung Ohrläppchen und wiederholen Sie dieses Ausstreichen. Spüren Sie nach, wie sich dies an den verschiedenen Stellen unterschiedlich anfühlt. Kneten Sie die Ohren leicht, wie es Ihnen angenehm ist.

Unsere Ohren geben uns mehr Informationen über die Welt, als wir glauben: Wir können am Telefon hören, wenn ein Mensch lächelt. Wir merken an der Stimmlage, ob unser Gesprächspartner traurig oder fröhlich ist. Und wir können uns selbst im größten Lärm noch auf ein Geräusch konzentrieren. Deswegen lohnt es sich, den Ohren gelegentlich etwas Aufmerksamkeit zu widmen, sie auch einmal etwas zu verwöhnen.

Autor: Ulrike Dauenhauer