Ende vom Streit

Nichts ist häufiger, als dass am Ende eines Streits beide Gegner um die Wette Unsinn reden (Ferdinando Galiani) -www.doppelpunkt-praxis.de

Wer kennt das nicht, Streit? Sicher hat jeder von uns schon einmal Streit erlebt. Manchmal ist es ein kleiner Streit, der schnell beigelegt ist. Manchmal wird daraus eine über Jahre und Jahrzehnte dauernde Familienfehde.

Je länger ein Streit dauert, umso absurder wird er meist. Mit zunehmender Länge der Auseinandersetzung kommt auch unsere Erinnerung, wer wann was gesagt oder getan hat, zum Tragen. Und unsere Erinnerung kann uns leicht täuschen. Nur neigen wir alle zu gern dazu, unseren eigenen Erinnerungen zu trauen, als wären sie Video-Aufzeichnungen in unserem Gehirn, die gegen jede Änderung oder Überarbeitung immun sei. Aber genau das stimmt nicht. Wir verändern unsere Erinnerungen permanent. Jede neue Erfahrung, die wir machen, führt zu einer neuen Bewertung bereits in der Vergangenheit erlebter Dinge. Und diese neu Bewertung des bereits Vergangenen kommt als Erinnerung in uns zum Vorschein, die uns glauben machen will, es sei alles anders gewesen (oder es stellt sich nun, nachdem weitere Informationen hinzugekommen sind, völlig anders dar).

Dann wird außer über das eigentliche Streitthema auch darüber gestritten, was bisher war und wer was gesagt hat und wie er es gemeint hat. Auch das meinen wir gern besser zu wissen, was der andere gemeint hat. Zwar handelt es sich dabei um eine Vermutung oder Interpretation. Aber wir verhalten und sprechen oft so, als wären wir da besser darüber informiert, was gemeint war, als unser Gegenüber, das gesprochen oder gehandelt hat.

Unser damit immer verworrener werdendes Bild des aktuellen Streites – veränderte Erinnerungen, Überzeugungen über den anderen und seine Motivation bzw. über Bedeutung von Gesagtem und unsere damit verbundene Selbstsicherheit hinsichtlich der „Fakten“ des Streits – macht eine Lösung immer schwieriger. Deswegen reden am Ende oft beide Seiten nur noch Unsinn. Wenn auch hier wieder nur der Unsinn der Gegenseite wahrgenommen wird – der selbst fabrizierte Unsinn jedoch als solcher nicht gesehen wird – droht eine weitere Eskalation. Wir sind vom Frieden noch weiter entfernt als vorher.

Hier ein paar Lösungsvorschläge:
– Bleibe selbst fair.
– Hinterfrage deine eigenen Erklärungen des Streits und erhebe sie nicht zur einzigen Wahrheit.
– Glaube dem anderen, was er sagt.
– Hinterfrage weniger was der andere sagt und interpretiere weniger wie er es sagt.
– Frage nach, wenn dir seltsam vorkommt, was der andere sagt. Frage nach, bis du verstanden hast.
– Signalisiere, dass du um Verstehen bemüht bist und nicht nachfragst, um dem anderen dann das Wort im Munde zu verdrehen.
– Signalisiere, dass du die Sache mit ihm lösen willst und es dir nicht ums Gewinnen geht.
– Bleibe partnerschaftlich. Da hat gewinnen-wollen nichts zu suchen.

Autor: Ulrike Dauenhauer Praxis Doppelpunkt