(K)Eine nette Geste …

20160827-stinkwanze-stinkefinger-matthias-naturtheater

Ende August besuchten wir eine sehenswerte Vorstellung im Naturtheater Reutlingen. In der Pause entdeckte ich diverse Insekten, die an Wänden saßen, auf dem Boden krochen und auch umher flogen. Darunter waren auch sogenannte Stinkwanzen. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass eine sich meinen Mittelfinger als Lande- bzw. Startbahn ausgesucht hat 😉

Der in die Höhe gestreckte Mittelfinger gilt in vielen Ländern als der Stinkefinger und ist eine beleidigende Geste. Ähnliches gilt für den Zeigefinger an der Stirn: „Einen Vogel zeigen“ ist in Deutschland sogar strafbar.
Die Zahl der Gesten, die mit Fingern oder Händen eine sprachliche Aussage unterstützen, ergänzen oder sogar ersetzen, ist enorm (eine ansehnliche Sammlung kann bei Wikipedia eingesehen werden). Darunter ist seit Cäsars Zeiten der Daumen, der nach oben oder unten gestreckt wird. Auch die Geste für einen Schwur, das Victory-Zeichen oder das Händefalten scheint unmissverständlich.

Aber es gilt aufzupassen: Die Formung eines „o“ mittels Daumen und Zeigefinger gilt in Deutschland, der Schweiz und in Österreich als Zeichen für „ok“. Auch für Taucher, die unter Wasser auf nonverbale Kommunikation angewiesen sind, steht diese Geste für „alles gut“. Es gibt jedoch auch Kulturen, in denen genau dieses Zeichen eine massive Beleidigung darstellt, denn in diesen Ländern wird das „o“ als Schließmuskel interpretiert: Arschloch. So wird aus einer gut gemeinten, netten Geste eine Beleidigung.

Gesten unterstützen die verbale Sprache und sind manchmal vielsagender als gesprochene Worte. Denn die Gestik wird normalerweise nicht kontrolliert, sondern entspringt dem Unbewussten, durchläuft im Gegensatz zur Sprache keinen Filter und wird unzensiert gezeigt. Gesten sind ehrlicher als Worte!

In manchen Kulturen – eher südlich der Alpen – wird wesentlich mehr gestikuliert als im „kühlen“ Norden. Darum sagt man auch scherzhaft: „Was ist ein Italiener, der beidseitig armamputiert ist? … Er ist sprachbehindert!“

Im erweiterten Sinne gibt es auch Gesten, die nicht mit Fingern oder Händen gezeigt werden. Es sind Handlungen, die man als nette Geste bezeichnet. Bei einer Einladung einen Wein, oder Knabbereien oder Blümchen mitbringen. Eine Kondolenzkarte bei einem Trauerfall schreiben. Mut zusprechen, wenn jemand eine Prüfung vor sich hat oder eine kleine Aufmerksamkeit überreichen, wenn er sie bestanden hat. Diese und zahlreiche andere Gelegenheiten bieten sich für eine nette Geste an.

Ich persönlich will in Zukunft wieder mehr darauf achten, solche netten Gesten zu zeigen.
© Matthias Dauenhauer

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s